Es isch emal e Garte gsi T: Karin Jana Beck, Matthias Gerber / M: Karin Jana Beck
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1.
Es isch emal e Garte gsi mit wunderschöne Pflanze.
All Lütt si gärn dert inne gsi – zum Fiire, Singe, Tanze.
Doch einisch isch e Ma vo wit här cho, het Angscht verbreitet:
«E Sturm wird cho, wo vil zerstört! Dir müesst öich vorbereite!» 2x
2.
D’Lütt hei e grossi Muur itz ‘bout, zum iri Pflanze schütze.
Derbi hei si Vertroue gha, dass das wird sicher nütze.
Doch d’Ching si truurig, dass si itz dr Platz verlore hei
zum Stuune, Schpile, Tanze – ja, s’isch gsi ires Dehei. 2x
3.
Da hei di Ching am nächschte Tag e guete-n Iifall gha:
«Ja, we dr mächtig Sturm de chiem, de müesst me Drache ha!»
Si si ga hole Liim, Papiir, drzue no Schnüer u Holz.
Nach langem Wärche si die Drache da gsi – d’Ching ganz stolz. 2x
4.
U Tag für Tag hei si du planget uf dä chräftig Wind,
doch s’isch nume-n es Lüftli cho – enttüüscht si gsi die Chind.
Da het es Meitschi plötzlich grüeft: «Wi geit’s äch üsem Garte,
wo hinger dere hööche Muur uf d’Sunne geng mues warte?» 2x
5.
Si si e grossi Leitere ga hole-n u hei gseh,
wi alli Blueme d’Chöpf lö lampe – ja das tuet so weh!
All Pflanze si verdorret gsi, u ‘broche-n ires Härz,
u Chinder-Träne si uf d’Drache gheit us grossem Schmärz. 2x
Klageimpro: dm C F gm – dm E A A / dm C F gm – dm gm/A dm dm
6.
Los zue, was de passiert isch – s’isch es Träne-Wunder gscheh:
Di Drache si all läbig worde, u me het se gseh,
wi si mit ihrne starche Chlaue d’Muur itz dra hei gno,
bis d’Pflanze wider Liecht hei gha, befreit si gsi 1. e so / 2. U so
7.
hei d’Ching vor Fröid aagfange tanze, singe, fiire, lache,
es riisegrosses Fescht isch’s gsi mit Pflanze, Chind u Drache.
Dr Bürgermeischter, wo isch cho, het afah d’Häng verrüere,
das het ihm aber gar nüüt ‘bracht, trotz allem Lamentiere! 2x
8.
Am Tag druuf si du d’Lütt vor Stadt nümm usem Stuune cho:
Di Drache hei di Steine vo dr Muur i d’Pranke gno,
hei ‘bout e schöne «Höli-Dom*», wo Schärme schänkt bi Räge,
grad näbem grosse Zoubergarte – ja, das isch e Säge! 2x
(*Höli-Dom: eine neuartige Architekturform, welche die Geborgenheit einer Höhle mit der Weite eines Doms verbindet.
9.
Di Drache hei nöis Läbe ‘bracht, i d’Stadt, i ds Dorf, uf ds Land.
D’Lütt hei sech wider bsunne, ds Läbe z’fiire Hand in Hand, mit allne Gfüel u wiiter Seel, ii’bettet i d’Natur. Si hei’s verstande, töif erläbt – u das isch ds Glück ganz puur. 2x
Übersetzung
1. Es war einmal ein Garten mit wunderschönen Pflanzen. Alle Menschen hielten sich gerne darin auf – um zu feiern, zu singen, zu tanzen. / Doch einmal kam ein Mann von weit her und verbreitete Angst: "Es wird ein Sturm kommen, der viel zerstören wird! Ihr müsst euch vorbereiten!"
2. Die Menschen bauten nun eine große Mauer, um ihre Pflanzen zu schützen. Sie hatten die Zuversicht, dass dies sicher nützlich sein würde. / Aber die Kinder waren traurig, dass sie nun den Platz verloren hatten. - zum Staunen, Spielen und Tanzen – ja, es war ihr Zuhause!"
3. Am nächsten Tag hatten die Kinder eine gute Idee: "Ja, wenn der große Sturm käme, dann bräuchte man Drachen!" / Sie holten Leim, Papier, Schnüre und Holz. Nach langem Werken waren die Drachen da – und die Kinder sehr stolz.
4. Und Tag für Tag sehnten sie sich nach dem kräftigen Wind, doch es kam nur ein Lüftchen – enttäuscht waren die Kinder. / Da rief ein Mädchen plötzlich: «Wie geht es wohl unserem Garten, der hinter dieser hohen Mauer immer auf die Sonne warten muss?»
5. Sie holten eine große Leiter und sahen, wie alle Blumen ihre Köpfe hängen liessen – ja, das tut sehr weh. / Alle Pflanzen waren verdorrt, und gebrochen ihre Herzen, und Kindertränen fielen auf die Drachen vor grossem Schmerz.
6. Hör zu, was dann passierte, es geschah ein Tränen-Wunder: Die Drachen wurden alle lebendig und man sah, wie sie mit ihren starken Klauen die Mauer jetzt rannahmen, / bis die Pflanzen wieder Licht hatten, befreit waren, auf diese Art wie sie mit ihren starken Klauen die Mauer jetzt rannahmen, bis die Pflanzen wieder Licht hatten, befreit waren. Und so ...
7. ... fingen die Kinder an vor Freude zu tanzen, singen, feiern, lachen, es war ein riesengroßes Fest mit Pflanzen, Kindern und Drachen. / Der Bürgermeister kam und begann, mit den Händen zu fuchteln dies brachte ihm jedoch gar nichts, trotz allem Lamentieren!
8. Am Tag darauf kamen die Leute der Stadt nicht aus dem Staunen heraus: Die Drachen nahmen die Steiner der Mauer in ihre Pranken, / bauten einen schönen «Höhlen-Dom»: der Schutz schenkt bei Regen, gerade nehmen dem großen Zaubergarten – ja, das ist ein Segen!
9. Die Drachen brachten neues Leben – in die Stadt, ins Dorf, auf das Land. Die Menschen besonnen sich wieder darauf, das Leben zu feiern, Hand in Hand, / mit allen Gefühlen und einer weiten Seele, eingebettet in die Natur. Sie verstanden es, erlebten es tief – und das ist das Glück ganz pur.
Aussprache
Schweizerdeutsch (Berner Dialekt): ei = e-i / ou = o-u / st = sch-t / ‘b = bb
Takt
4/4, frei
Tonart / Anfangstöne
D-Moll
Hauptstimme: a - d d d e - f e d
2. Unterstimme (für tiefe Frauenstimmen): a - a a a cis - d cis a
Akkorde
- dm dm A dm/C – F F C F
1. gm A A dm – gm A A dm
2. gm C F B – gm A A dm
mögliche Gestaltung des Liedes
Freie Klageimprovisation nach der 5. Strophe